Sonntag, 10. September 2017

Aurophobie - Die Angst vor Gold oder wie ich nach Russland kam

Hallo ihr lieben,

einige Zeit war es ruhig auf dem Blog, was unter anderem daran lag, dass ich durch mein Studium die letzte Zeit ziemlich eingespannt war. Aber jetzt wage ich einen Neuanfang. Oder so was in der Art.

Auf jeden Fall möchte ich euch an meiner Reise nach Russland teilhaben lassen und was ich so erlebe, während ich hier bin. Ich habe mich nämlich dazu entschieden, mal einen neuen Schritt zu wagen und für eine zeitlang ins Ausland zu gehen.

Genauer gesagt nach Russland und noch genauer, nach Vladimir, der Hauptstadt des Oblast Vladimir. Was ich hier mache? Studieren. Zumindest war das mein anfänglicher Plan. Aber wie es nunmal so ist, wenn man ins Ausland geht, es läuft nicht immer alles nach Plan.





Naja, also eigentlich studiere ich schon, aber nicht ganz so, wie ich das geplant hatte. Zwar habe ich in der Uni in Deutschland bereits zwei Kurse für die russische Sprache besucht, allerdings hatte ich dort nicht genug gelernt, dass es fürs Studium auf russisch reichen würde. Nun hatte ich mich auch nur auf englische Kurse vorbereitet, um dann,als ich in Russland an der Uni ankam, zu erfahren, dass ich nur russische Kurse haben würde. Aus administrativen Gründen, oder so. Nun gut, jetzt bin ich also in Russland, an einer russischen Uni, studiere auf russisch und alles, was ich sagen kann ist: Hallo, Tschüss, Ja, Nein, Ich heiße.... Okay, ein paar Sache mehr sind es schon noch, aber für Vorlesungen reicht es bei weitem nicht. Ich habe hier also ein ganz schönes Abenteuer vor mir, wie man sich denken kann.

Nun habe ich aber glücklicherweise einen lieben Tutor zur Seite gestellt bekommen, der gut englisch spricht und der gerade die wundervolle Aufgabe hat, alle russischen Vorlesungen für mich zu übersetzen. Das ist zumindest ein kleiner Trost, genauso wie die russische Mentalität. Ich glaube, ich bin selten in einem Land gewesen, das so gastfreundlich ist. Egal wo ich bis jetzt hingekommen bin, alle haben mich wirklich sehr nett aufgenommen und verständlich gezeigt, wenn ich mit meinem Basis-Russisch versucht habe, etwas zu erzählen. Auch wenn es nicht immer verstanden wird, was auch kein Wunder ist, hat mich bis jetzt niemand abgestraft, wie es manchmal in Deutschland der Fall ist, wenn einem ein Nicht-Muttersprchler etwas sagen will (habe solche Situationen schon erlebt und habe mich jedes Mal ein bisschen mehr für Deutschland geschämt...).


Was auch unglaublich beeindruckend ist, ist die Architektur in Russland. Zumindest wenn man von den Plattenbauten absieht. Die Kirchen, teilweise auch öffentliche Gebäude, sind hier einfach wunderschön. Da ich mit dem Flugzeug in Moskau ankam und dann mit den Öffentlichen weiter nach Vladimir musste, hatte ich auch das Glück, ein paar der wirklich wunderschönen Metro-Stationen in Moskau bewundern zu können. Leider war da noch keine Zeit für Fotos :/ Aber ich werde nochmal nach Moskau kommen und dann...! :) Ebenfalls ungewöhnlich für mich als Deutsche, die an viel viel viel Reklame und Hinweisschilder für Geschäfte gewohnt ist, ist die hiesige Schlichtheit vor Geschäften. Hier gibt es, außer bei wirklich großen Supermärkten (oder besser Hypermärkten, wie sie hier heißen) kaum große Werbeschilder, die darauf hinweisen, dass hier ein Supermarkt ist oder ein Elektrogeschäft oder ähnliches. Wenn man das nicht weiß, kann es schon mal sein, dass man diese übersieht.

Was das russische Essen angeht, konnte ich auch schon erste kleine Erfahrungen sammeln. Ich habe bereits Blini probieren können, ebenso wie eine Suppe aus Essiggurken, Reis, Kartoffeln und Fisch. Oh, und Dill. Dill ist hier überall dran. An Pizza, in Suppen, an Chips.... als Dill-Hasser hat man es in Russland schwer. Ich habe das Glück, dass ich frischen Dill in letzter Zeit lieben gelernt habe. Ich glaube, ich habe mich unbewusst auf die russische Esskultur vorbereitet. Oder zumindest auf deren Liebe zu Dill. Ansonsten ist Mayonnaise hier noch ein großes Ding. Wo die riesige Auswahl, die man hier im Super... Entschuldigung, Hypermarket findet, allerdings außer im Salat Verwendung findet, habe ich leider noch nicht in Erfahrung bringen können. Die Preise für Lebensmittel sind hier auch unglaublich gering. Zumindest wenn man regionale Produkte kauft und nichts importiertes. So habe ich für fast zwei Kilo Melone keinen Euro bezahlt. Möhren bekommt man hier auch schon ab ein paar Cent das Stück. Für eine Portion Spaghetti Carbonara (oder zumindest die russische Interpretation davon mit Bacon und richtig, Dill) habe ich ca. 3,50 € gezahlt und es war echt lecker.
Brötchen kosten hier ca. 4 Rubel, das ist nichtmal ganz ein Cent. Allerdings muss man auch bedenken, dass es auch nur für mich billig ist. Für die russische Bevölkerung sind das die ganz normalen Preise.

Ansonsten hatte ich auch eine ganz spannende Erfahrung gemacht, nämlich dass es hier im Wohnheim, in dem ich untergebracht bin, erstmal zwei Wochen kein warmes Wasser gab. Das lag daran, dass im September immer die Rohre für den Winter vorbereitet werden, würde mir erklärt, damit diese nicht zufrieren können. Dazu müsse das warme Wasser abgestellt werden. Ich habe da das erste Mal gemerkt, in welchem Luxus wir eigentlich leben und wie selbstverständlich es für uns ist, warmes Wasser zu haben. Würde in Deutschland mal einfach für zwei Wochen das warme Wasser abgestellt werden, wäre der Teufel los. Hier müssen die Menschen damit klar kommen.

Das soll es aber nun auch erstmal gewesen sein, um euch einen ersten Eindruck zu vermitteln.
Ich gewöhne mich langsam an das Leben hier und mein Tutor hat auch noch einiges vor mit mir für die nächsten Wochen. Unter anderem möchte er mit mir nach Moskau zu einer Veranstaltung namens "Circle of Light". Soll eine Art Laser-Show sein. Ich bin gespannt. Ich versuche auch, bald ein paar bessere Bilder hinzubekommen, bis jetzt habe ich immer alles mit dem Handy fotografiert. Und die Kamera dort ist leider doch schon etwas in die Jahre gekommen :)

Ach ja, das Wort Aurophobie habe ich im Englisch-Buch meines Tutoren gefunden, aus irgendwelchen Gründen sind dort alle möglichen Phobien aufgelistet, was mich doch etwas zum Lachen gebracht hat, als ich das entdeckt habe. Er gestand mir, er wusste selbst nicht einmal, dass dies da drin steht :D

Macht es gut!

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